Besuch in Salzburg
Glockenspiel
begeisterte Chopin
Der Schöpfer des modernen Klavierspiels besuchte 1831 Salzburg. Er hielt sich
vier Tage lang in der Stadt auf. Der damals 21-jährige Komponist und Pianist
besuchte die Stadt auf seiner Durchreise von Wien über München und Stuttgart
in die Kulturmetropole Paris.
Noch zwei Jahre zuvor war für ihn die Kaiserstadt Wien die erste Adresse als
Musikzentrum Europas gewesen. Am 11. August 1829 hatte Chopin bei einer
musikalischen Akademie im Kärntnertor-Theater sein Wiener Debüt gegeben, an
jenem Ort, wo fünf Jahre zuvor Beethovens Neunte Sinfonie uraufgeführt worden
war. Chopin feierte in Wien glänzende Erfolge. Sein zweiter Wien-Aufenthalt
(1830/31) war - auch bedingt durch die geänderte politische Lage - künstlerisch
unergiebig, so dass er sich entschloss, zu seinem neuen Sehnsuchtsziel Paris
aufzubrechen.
Leider ist uns kein Brief aus der Feder Frédéric Chopins über seinen
Salzburg-Aufenthalt bekannt. So müssen wir uns auf die Berichte von Ferdynand
Hoesick und vor allem auf den Reisebericht von Norbert Alfons Kumelski, einem
Chopin-Freund aus Litauen, stützen. Chopin und Kumelski waren damals in einer
größeren Reisegesellschaft mit mehreren Kutschen unterwegs.
Umfangreiches Besichtigungsprogramm
Die Reisegruppe fand an der "altehrwürdigen Stadt Salzburg" Gefallen,
einer Stadt, "die durch die italienische Struktur der Häuser gefällig und
durch die vielen Kirchen und durch die übrigen bemerkenswerten Gebäude prächtig
ist". Auf dem Besichtigungsprogramm standen unter anderem die Festung, der
Dom, die Kollegienkirche, die Franziskanerkirche und die Sebastianskirche mit
Friedhof.
Selbstverständlich waren der Besuch von Mozarts Geburtshaus in der
Getreidegasse und der Michael-Haydn-Gedächtnisstätten in St. Peter Fixpunkte
der Reise. Kumelski bezeichnete Mozart als "Großmeister der Musik" und
Michael Haydn als "Vater der wahren Kirchenmusik".
Duett aus "Maurer und Schlosser" zur Begrüßung
Besonders
beeindruckt war Frédéric Chopin vom Glockenspiel im Neugebäude der Residenz.
Das Glockenspiel war die erste große Impression Chopins von der Stadt, da die
Reisegesellschaft gerade am Residenzplatz eintraf, als das Glockenspiel die
sechste Abendstunde ankündigte. Das Glockenspiel spielte damals ein Duett aus
der im Jahre 1825 in Paris uraufgeführten Oper "Maurer und Schlosser" des
französischen Komponisten Daniel Fransois Auber. Kumelski vermerkt, dass Chopin
in seinen - leider nicht erhaltenen - Reiseaufzeichnungen sein Erstaunen über
die Modernität des Musikstils notierte, da er überzeugt war, dass diese
Melodie aus der Zeit des Baues der Uhr herrührte (Die mechanische Spielwalze
stammt aus dem Jahre 1704, Anm d. Autors).
Chopin sprach daher natürlich Auber das Urheberrecht auf die Komposition ab.
In der Reiseaufzeichnung korrigierte sich Chopin aber dann mit den Zeilen:
"Alls wir jedoch einige Tage später auf den Turm stiegen, um die
Zusammensetzung der Glockenspielmaschinerie kennen zulernen, erhielt Auber sein
Urheberrecht zurück. Wir erfuhren nämlich vom Aufseher des Uhrwerks, dass die
Maschine jeden Monat auf ein anderes Musikstück zeitgenössischer Kompositionen
eingerichtet wird."
Michael Haydn soll an der Jahreswende 1798/99 16 Kompositionen für das
Glockenspiel geschrieben haben. Die derzeit gespielten Mozartstücke sind
Bearbeitungen aus dem 19. Jahrhundert. So fügt es sich in eine schöne
Tradition, dass das Glockenspiel im Festspielsommer 1998 mit einem Glockenthema
aus dem Oratorium "La Transfiguration de Nôtre Seigneur Jésu-Christ" des
französischen Komponisten Olivier Messiaen erklingen wird.
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