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Walzer op.64 Nr.1 in Des-Dur "Minutenwalzer"

Die 3 Walzer op.64 erschienen im September 1847 und sind der Gräfin Delphine Potocka, der Baronin Nathaniel Rothschild und der Baronin Bronicka zugeeignet.

Der erste Walzer, auch „Minutenwalzer“ genannt, geht ähnlich wie der Walzer op.34 in F-Dur, aus einer wirbelnden Bewegung der rechten Hand hervor. Sein eigentlicher Titel war indes „La Valse du petit chien“, wenn man George Sands Bericht glauben darf, die, um Chopin in einer müßigen Stunde zu beschäftigen, ihn angeregt haben will, das Spiel ihres Schoßhündchen in Musik zu setzen. Die Idee und geistvoll spritzige Anlage des Werks ist wahrhaft schöpferisch, während rein musikalisch gesehen, nicht viel dahinter steckt.

Gleich vorneweg: Dieser Walzer ist übrigens – anders, als man es häufig hört – nicht darauf angelegt, möglichst in einer Minute gespielt zu werden. Ob dies dem einen oder anderen Pianisten gelingt (das Stück ist ja in raschem Tempo angelegt und sehr beschwingt), mag dahinstehen. Allerdings verdirbt eine zu große Hast beim Vortrag auf jeden Fall diese bezaubernde Miniatur. Das Werk heißt wohl eher "Minutenwalzer", weil es Ausdruck dafür ist, "den Augenblick" festzuhalten.

Wie auch im Walzer op.34, erinnert die Formel, in der einige nahe beieinander liegende Töne in schneller Folge wiederholt werden, an das charakteristische Spiel eines Obereks (polnischer Drehtanz im raschen Dreiertakt) von Dorfmusikanten, Allerdings ist die ländliche Herkunft dieser wirbelnden Formel in dem neuen Des-Dur-Walzer noch viel besser zu erkennen als bei dem anderen, ja man könnte fast meinen, seine (nur in der rechten Hand gespielte) viertaktige Einleitung wäre eine direkte Niederschrift von Tanzmusik aus einem Dorf in Masowien.

Doch es geht dem Komponisten nicht darum, ein volkstümliches Kolorit hervorzurufen, ihm ist vielmehr daran gelegen, ein fröhliches, elegantes und virtuoses Miniaturstück im Charakter eines schnellen Walzers darzubieten, wobei er aber durchaus nicht auf hohe künstlerische Ambitionen verzichtet. Dieses Ansinnen wird bereits durch die sehr phantasievolle Auswahl der Harmonik in der Hauptphrase, direkt nach der Einleitung deutlich: Zwar scheint er sich hier auf die Tonika zu beschränken, doch trifft deren Dreiklang stets bei der Melodie auf die starke dissonante große Septime (c) oder übermäßige Quarte (g), woraus bei dem schnellen Tempo das spezifische Timbre des Fünfklangs as-des-f-g-c resultiert.

Im Hinblick auf die Funktionsharmonik und die Tonalität hat das Werk eine rechte arme harmonische Sprache, doch umso vielfältiger und geschmackvoller ist es in klanglicher Hinsicht. Der sangliche Mittelteil mit seiner originellen melodischen Linie wird ebenfalls in Des-Dur gehalten, doch erscheint darin auch ein schönes Übergang nach f-moll (Takt 49), der aufgrund seiner sorgfältig ausgewählten Harmonik und der chromatisch schlängelnden Melodie die Sphären einer äußerst sensiblen und lyrischen Poesie berührt.

Chopin widmet diesen Walzer der Gräfin Delfina Potocka, auf deren Empfängen mit polnischer Gesellschaft er zu jener Zeit oft war, etwa im Februar 1848 mit Konstanty Gaszynski, wo er Delfina (Gesang) auf dem Klavier begleitete.

Noten Noten als PDF (SheetMusicArchive.net)

Quellenangaben

  1. Tadeuz A. Zielinski: „CHOPIN – Sein Leben, sein Werk, seine Zeit
  2. Walter und Paul Rehberg: "Chopin - Eine Biographie"
  3. Wikipedia

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