In diesem Bericht findet ihr ein paar Eindrücke von meiner Reise nach Polen, die ich euch nicht vorenthalten will. Für mich war es interessant herauzufinden, was heute von Frédéric Chopin in seinem Heimatland noch übriggeblieben ist.
Meine Reise begann mit der Zugfahrt von Salzburg nach Wien, da von dort der Nachtzug (D 202, "Chopin") nach Warschau fährt. Ich hätte natürlich auch den Zug "Sobieski" (ein polnischer König) nehmen können, doch meine Reise war natürlich auf Chopin ausgelegt. Nach zahlreichen Ticket- und Passkontrollen an den Grenzen erreichte ich endlich um 07:30 Uhr den Warschauer Zentralbahnhof, mit einer knappen Stunde Verspätung. (Zugfahren in Polen ist zwar nicht sehr teuer, dafür sollte man sich aber auf Verspätungen einstellen!) Erwähnenswert ist vielleicht, dass dieser Zentralbahnhof komplett unterirdisch verläuft, also man fühlt sich als Neuankömmling erstmal wie in einer U-Bahn-Station.
Ich nahm dann noch einen weiteren Zug nach Torun (rund 180km von Warschau entfernt), weil ich dort eine Bekannte habe und auch bei ihr wohnen durfte. Somit blieb ich 5 Tage in dieser polnischen Großstadt, die vor allem für den Astronom Nicolaus Kopernikus und den guten Lebkuchen bekannt ist. Wir besichtigten viele kleine Sehehnswürdigkeiten in der entzückenden mittelalterlichen Altstadt, die ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Es gibt dort zahlreiche schöne Kirchen, voran natürlich die Cathetrale, in der wir auch einem Orgelkonzert lauschen durften.
Am Sonntag nahmen wir dann den Zug nach Warschau. Wir hatten dort einiges vor, darum war unser Zeitplan auch sehr eng.
Ankunft in Warschau: 11:00 Uhr
Unser erstes Ziel war der Łazienki-Park, einer der schönsten Parks in Warschau, in dem das berühmte Chopin-Denkmal steht.
Ankunft am Chopin-Denkmal: 11:45 Uhr
Dieses monumentale Jugenstildenkmal wurde 1926 von Wacław Szymanowski geschaffen und stellt den klavierspielenden Chopin unter einer vom Wind gebeugten masowischen Weide dar. Ihr könnt euch vorstellen, dass das für mich ein großer Moment war. Jeden Sonntag findet dort ein Chopin-Klavierkonzerte statt, die für jeden Besucher frei zugänglich sind. Ich war erstaunt darüber, dass auch so viele junge Menschen dieses Freiluft-Konzert genossen. Leider konnten wir nur 10min an diesem schönen Ort verweilen, nach 2 Klavierstücken und einigen Photos brachen wir zum nächsten Ort auf.
Ankunft vor der Heiligen Kreuz-Kirche: 12:30 Uhr
"Was hat Chopin mit dieser Kirche zu tun?", werdet ihr sicher fragen. Nun, die Antwort ist ganz einfach. Chopin wurde in Paris begraben, doch sein Herz wurde nach seinem Tod entnommen und von seiner Schwester nach Warschau gebracht. Dort ist es noch heute in einer Säule beigesetzt. Und genau diese Säule wollte ich natürlich fotografieren. Das Problem war aber, das genau um diese Zeit eine Messe in dieser Kirche stattfand und die Säule ziemlich in der Mitte der Kirche steht. Jetzt bin ich natürlich nicht so dreist, dass ich da mitten in einer Messe vorgehe und das Denkmal fotografiere. Darum hab kein perfektes Photo machen können, aber man kann es vieleicht erkennen:
Nach einer kurzen Essenspause ging es weiter ins Chopin-Museum, das nicht weit von dieser Heilgen-Kreuz-Kirche entfernt ist. Unser Ziel war aber nicht das Innere dieses Museums, sondern der Minibus davor: Mit diesem Van fuhren wir auf den schnellsten Weg (1 Stunde) nach Zelazowa Wola. Und wenn ihr den Fahrstiel der Polen nicht kennt, ich kann euch versichern: Das war wirklich der schnellste Weg!
Ankunft in Zelazowa Wola: 14:30 Uhr
"Zelazowa Wola? - Was ist das?" Gute Frage! Das ist ein kleiner Ort in der Nähe (50km) von Warschau. Chopin ist dort geboren. Einige Monate nach seiner Geburt ist die Chopin-Familie nach Warschau gezogen, doch Chopin hat diesen wunderschönen Ort öfters besucht.
Umgeben ist dieses Haus von einem riesigen wunderschönen Park mit Bäumen, Sträucher, einem Bach und sogar einem kleinen Teich.
Der Eintrittspreis für diesen Park und das Ticket für das Haus sind eigentlich sehr billig. Vor dem Park steht natürlich ein Souvenir-Shop, wo eingefleischte Chopin-Fans allerhand Mitbringsl erkaufen können.
Jeden Sonntag finden dort im Garten vor dem Haus am Mittag und Nachmittag Konzerte statt (genauso wie im Łazienki-Park). Für diese Konzerte benötigt man nur ein Ticket für den Chopin-Park.
Leider konnten wir die Pianistin nicht sehen, weil sie im Inneren des Hauses spielt, und nur eine Tür, die ins Wohnzimmer führt, offen ist. Der Klang des Flügels wird hier auch wieder mit Lautsprecher verstärkt, wobei meiner Meinung nach die Akustik im Łazienki-Park besser ist.
Nach dem einstündigen Konzert gingen wir ins Haus. Hier gibt es ca. 6 Räume (Erdgeschoss), in denen man Informationen zur Person Chopins aber auch über seinen Vater und über Zelazowa Wola findet. Der 1. Stock ist gesperrt, wer weiß, was sich darin befindet. :)
Somit genossen wir noch einige Zeit den Garten, in dem man einige sehr interessante Monumente und Statuen findet. Wir wussten jetzt, dass wir dem "Spirit" des Chopins ein wenig näher gekommen ist.
Zusammenfassend war es ein langer, ereignisreicher Tag, an dem ich mich sicher mein ganzes Leben lang erinnern werde.
Also wenn ihr Lust habt, auch einen Reise oder einen Kurztrip nach Warschau zu unternehmen, dann kann ich euch nur empfehlen bei diesen Plätzen vorbeizuschauen! (Für Chopin-Liebhaber sowieso ein Muss)
Josef Hölzl
Text und Fotos: Josef Hölzl