3 Mazurken Opus 63

Opus 63 ist der letzte, zu Lebzeiten Chopins veröffentlichte Zyklus. Die beiden letzten Zyklen wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht und enthalten Mazurken aus seiner früheren Zeit. Hier zeigt sich noch die weniger anspruchsvolle als vielmehr tänzerische, direkte, energiegeladene Schreibweise. Die drei 1846 in Nohant enstandenen Mazurken sind in Stil und Charakter recht gegensätzlich.

Mazurka op.63 Nr.1 in H-Dur

Die erste in H-Dur (Vivace) hat ein ausgesprochen tänzerisches Wesen: Ihr Thema ist ein typischer schwungvoller Mazur, der sich im weitern Verlauf in eine Oberek verwandelt und rasch über den Bassquinten umherwirbelt. Beim Mittelteil werden Assoziationen an fröhliche ländliche Couplets geweckt; man könnte meinen, einen neckischen Dialog zwischen männlichen und weiblichen Stimmen zu hören. Durch ständige Tonartenwechsel wird die scherzhafte Stimmung noch gesteigert. Hieran schließt sich eine harmonisch interessante Coda an (Die Tonika ist hier mit Dissonanzen versehen).

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Mazurka op.63 Nr.2 in f-moll

Die zweite Mazurka f-moll, im Charakter eines Kujawiak ist eine besonders schöne und ergreifende lyrische Miniatur. Hier verbinden sich auf meisterliche Weise Einfachheit und Bescheidenheit der Faktur sowie des Umfangs mit Subtilität und klanglischer Rafinesse, die einer vertraulichen und gefühlvollen Aussage dienen. Das wird schon mit dem ersten Akkord deutlich, der mit der suggestiven Dissonanz der kleinen None versehen ist, mit der auch die Melodie beginnt (in Takt 9 wird die Note noch bestimmter dargestellt). Aber auch die sorgsam gewählten chromatishcen Schritte am Ende der Kantilene (Takte 13-16) machen dies deutlich, denn sie verursachen einerseits eigenartige, "zigeunerhafte" Kujawiakwendungen, stellen auf der anderen Seite aber auch in zartem Nuancen persönlicher Trauer und Wehmut dar, die das Thema erfüllen. Von besonderem Interesse ist aber die mittlere Phrase in As-Dur mit ihrem erlesenen Klang (Takte 17-40): Sie besticht durch ihre fülligen, aber dissonanten Akkorde (bis hin zu Sechsklängen), die auf hohlen Quinten im Bass aufbauen und durch originelle harmonische Veränderungen und polyphone Verzierungen, deren Motive aus der ländlichen Musik bekannt sind, umgeformt werden.

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Mazurka op.63 Nr.3 in cis-moll

Auch die dritte Mazurka, in cis-moll, weist Referenzen an einen Kujawiak auf, dieses Mal allerdings ohne sich an besonderen Vorbildern aus der Volksmusik zu orientieren, und zudem in einem verhältnismäßig konventionellen Stil. Die elementare Harmonik und ihre Funktionen werden durch unauffällige chromatische Anhängsek veredelt, doch bestimmt über die Schönheit des Werks hauptsächlich die ergreifend schöne, von Zärtlichkeit und Sehnsucht erfüllte und in Chopinscher Manier singende Melodie. Besondere Aufmerksamkeit verdient hierbei die herrliche Coda, in der die Melodie des Themas in der rechen Hand als zweistimmiger Kanon erklingt. Dieses Verfahren, durch das die Melodie eine neue, tiefe emotionelle Dimension erhält, bildet zugleich den krönenden Abschluss des Werks.

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Quellenangaben

  1. Tadeuz A. Zielinski: "CHOPIN - Sein Leben, sein Werk, seine Zeit"
  2. http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/mus/18366.html